Dr. Thorsten Sadowsky zu Gast im Kultur-, Schul- und Sportausschuss - Visionen für partizipative Museumsprojekte und Erinnerungskultur
Am 18. Februar 2025 hielt Herr Dr. Thorsten Sadowsky, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, in den Räumlichkeiten des BBZ einen Vortrag vor dem Kultur-, Schul- und Sportausschuss sowie dem Kuratorium der Kulturstiftung. Unter dem Titel „Aktuelle und visionäre partizipative Projekte der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen“ stellte er innovative Ansätze für eine zukunftsorientierte Museumsarbeit vor.
Ein zentrales Thema war die Rolle der Museen in gesellschaftlichen Transformationsprozessen. Dr. Sadowsky betonte die hohe Glaubwürdigkeit von Museen und verwies auf die neue Museumsdefinition des ICOM (International Council of Museums), die Museen als inklusive, gemeinwohlorientierte Institutionen beschreibt, die Erbe bewahren, erforschen und in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen.
Demokratie stärken durch Teilhabe und Gemeinschaftsprojekte
Eine der wesentlichen Herausforderungen für Museen sei es, Demokratie zu stärken. Hierbei gehe es um Partizipation, Vielfalt und Teilhabe. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das partizipative Kunstprojekt der britischen Künstlerin Rebecca Louise Law, das im Sommer 2026 auf der Schleswiger Museumsinsel, im Gottorfer Globushaus, im Freilichtmuseum Molfsee und im Jüdischen Museum Rendsburg zu sehen sein wird. Ihre großflächigen Installationen aus getrockneten Blumen entstehen in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung: Bürgerinnen und Bürger sind bereits 2025 dazu aufgerufen, sich an dem Projekt im Rahmen eines „Blomentüddel-Clubs“ zu beteiligen. Es werden Blumen angebaut, geerntet, getrocknet und in das Kunstwerk integriert. Dieses Projekt steht nicht nur für nachhaltigen Umgang mit der Natur, sondern auch für Gemeinschaft, generationsübergreifenden Austausch und ein Zeichen gegen wachsende gesellschaftliche Isolation. Durch die gemeinsame Arbeit an einem künstlerischen Ausdruck werden Teilhabe und Verbundenheit gefördert – zentrale Elemente einer lebendigen Demokratie.
Dass die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen mit ihrer Programmausrichtung großen Erfolg hat, zeigt auch die Besucherentwicklung: 2024 war mit insgesamt 507.000 Besucherinnen und Besuchern das erfolgreichste Jahr seit Gründung der Stiftung im Jahr 1999. Besonders hervorzuheben ist die Ausstellung „Le Château des Valkyries“ der portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos, die von April bis November 2024 im Schloss Gottorf zu sehen war und rund 46.000 Besucherinnen und Besucher anzog.
Erinnerungskultur neu denken – Perspektiven für Idstedt
Im Zuge der Gedenkfeierlichkeiten zum 175. Jahrestag der Schlacht bei Idstedt (24.–27. Juli 2025) wurde die Idee entwickelt, die Gedächtnishalle Idstedt als zentralen Gedenkort für die demokratische Bewegung von 1848 bis 1850 weiterzuentwickeln. Dr. Sadowsky stellte in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur heraus: Es gehe nicht um Nostalgie, sondern um die Frage, welche Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft gezogen werden können. Dabei betonte er die Notwendigkeit, verschiedene Akteure – auch über Landesgrenzen hinweg – in den Erinnerungsprozess einzubinden und durch kulturelle Projekte neue Perspektiven zu eröffnen.
Schloss Gottorf: Ein Ort der Geschichte in die Zukunft führen
Neben diesen inhaltlichen Schwerpunkten informierte Dr. Sadowsky über den aktuellen Masterplan für Schloss Gottorf. Die geplante Baumaßnahme soll neue Möglichkeiten für eine zeitgemäße, inklusive und digitale Vermittlung schaffen. Die Museumsräume werden modernisiert, klare Rundgänge entwickelt und Barrierefreiheit ausgebaut. Während der Umbauphase bleibt die Schleswiger Museumsinsel geöffnet – Schloss Gottorf wird dabei übergangsweise von einem klassischen Museum in eine Kunst- und Ausstellungshalle transformiert.
Weitere Informationen zu den Landesmuseen Schleswig-Holstein finden Sie hier: Landesmuseen Schleswig-Holstein